Sars-CoV-2, das neue Coronavirus, hat sich zuerst in China ausgebreitet und ist nun Tag für Tag in den Schlagzeilen. Wir haben mit Immunologen und Kapstadt-Liebhaber Dr. Hellmut Münch über aktuelle Schutzmaßnahmen und das Immunsystem gesprochen.
1. Hellmut, du warst Anfang März 2020 auf einer Ärztekonferenz in Kapstadt und musstest wegen der Corona Epidemie wieder ausreisen. Was waren deine Erfahrungen?
Ich hatte, wie immer in Kapstadt, gute Erfahrungen auf der Konferenz. Leider musste ich früher als geplant abreisen.
2. Südafrika blieb ja bis Mitte März relativ verschont vom Coronavirus. Woran lag das?
Dies ist meiner Meinung darauf zurückzuführen, dass relativ wenige chinesische Urlauber und Reisende aus den Epizentren herkamen. Aber Südafrika wird von der Pandemie nicht verschont bleiben.
Jetzt ist es wichtig, psychisch stark zu bleiben.
3. Die Forderungen nach strengeren Maßnahmen, mehr Abschottung und Isolation sind von Politikern und Medien immer lauter geworden. Gibt es einen Konsens der Experten (Virologen, Immunologen, Epidemiologen…), was solche Maßnahmen bringen?
Ja diesen Konsens gibt es. Das Coronavirus hat im Gegensatz zu anderen Viren eine negative Eigenschaft. Wenn man z. B. eine Grippe bekommt, dann ist man ab dem Tag, an dem die Grippe ausbricht infektiös. Dann legt man sich in der Regel ins Bett, isoliert sich quasi selbst, bis nach 14 Tagen die Grippe ausgeheilt ist. Bei Corona ist das anders. Man ist praktisch schon infektiös bevor die Krankheit ausbricht. Jeder, den man dann in dieser Zeit kontaktiert hat, könnte angesteckt sein. Deshalb sind die Verbreitungsgrade bei Corona um ein vielfaches höher, als bei anderen viralen Erkrankungen wie etwa der Grippe. Deshalb ist Social Distancing so wichtig. Leider ist keine andere Massnahme bisher bekannt.

Man ist praktisch schon infektiös bevor die Krankheit ausbricht.
4. Im Gegensatz zu anderen Epidemien, wie zum Beispiel der Grippe (Influenza), führt das Coronavirus vor allem und fast ausschliesslich bei Personen über 60 Jahren und in Kombination mit anderen Immunschwächen oder Grunderkrankungen zu schweren Erkrankungen oder zum Tod.
Was wären die besten Maßnahmen, insbesondere hier in Südafrika, um diese Gruppe gezielt zu isolieren und zu schützen, ohne dabei die Wirtschaft lahmzulegen?
Diese Frage wird weltweit diskutiert. Wir müssen dafür sorgen, dass die Lebensmittelversorgung und alles bis hin zum berühmten Toilettenpapier gewährleistet ist und bleibt. Auf der anderen Seite müssen wir die immungeschwächten natürlich schützen. Ich würde ältere Personen so lange es geht in Isolation und auf Distanz halten, also ohne direkten Körperkontakt. Zusätzlich empfehle ich dringend ordentliches Händewaschen, mit Seife! Mindestens 2 Minuten und das 3x am Tag. Und dann empfehle ich auch Immunaufbau: etwa Bewegung an der frischen Luft, aber nicht in Gruppen. Viel Obst und Gemüse unterstützen auch das Immunsystem genauso wie mentale Gesundheit. Jetzt ist es wichtig, psychisch stark zu bleiben.
5. In einigen Ländern wird mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus gearbeitet, parallel versucht man mit bestehenden Medikamenten wie Remdesivir (Ebola-Medikament) oder mit Kombinationen wie der aus dem Grippe-Medikament Oseltamivir und den zwei HIV-Wirkstoffen Lopinavir und Ritonavir dem Virus beizukommen. Welche Ansätze versprechen den schnellsten Erfolg?
Den allerschnellsten Erfolg versprechen Kontaktvermeidung, Händewaschen und das Immunsystem stabil halten. Wir müssen jetzt darauf achten, dass wir das Gesundheitssystem nicht überlasten.
5. Hast du Tipps, wie man sein Immunsystem jetzt boosten kann?
Viel Früchte essen und auch Gemüse, leichte Bewegung an der frischen Luft, hoch dosiertes Vitamin C und Zink helfen. Ich gebe meinen Patienten Innovabalance, da ist alles drin.
6. Helfen dabei die Sonne und die allgemeine positive Lebenseinstellung in Kapstadt?
Sicherlich ja. Wenn ich an Kapstadt denke, dann ist es das Lächeln der Stadt, was mir Kraft gibt. Eine positive Lebenseinstellung hilft, das Immunsystem stark zu halten. Wir wissen aus der Neuro-psycho-immunologie, dass depressive Menschen 4x häufiger an Krebs erkranken als gesunde. Weiter lächeln unterstützt tatsächlich.
7. Woher nimmst du persönlich deine Kraft? Kannst du unseren Lesern Tipps geben?
Ich nehme meine Kraft aus meinen Kapstadt-Aufenthalten, wo ich meine Bücher schreibe und Vorlesungen halte. Ich schöpfe auch Energie aus der Natur und Kraft aus meiner Arbeit, denn ich darf Menschen helfen und forsche daran wie sich unser Organismus selbst regenerieren und Krankheiten überwinden kann.
Dr. Hellmut Münch ist Immunologe und Leiter der MEF medizinischen Enzymforschungsgesellschaft im bayerischen Grassau. Er ist Kapstadt-Fan und beschäftigt sich insbesondere mit Enzymen und ihren positiven Effekten auf die Leistungsfähigkeit des menschlichen Immunsystems.
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