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Ipeleng Kgatla und ihr großer Traum vom Singen

Die 26-Jährige Südafrikanerin hat den Schritt nach Deutschland gewagt, um mit ihrer Stimme durchzustarten


„Ich bin ständig nervös, wenn ich auf die Bühne muss“, erzählt die 26-jährige Ipeleng Kgatla, die in ärmlichen Verhältnissen im Township Tembisa in der Provinz Gauteng aufwuchs. Meditieren, sagt die junge Frau, helfe ihr dabei, das Lampenfieber unter Kontrolle zu kriegen. Ihr Vorname bedeute übersetzt, „stolz auf sich zu sein.“ Und dass sei sie auch. Derzeit studiert sie durch ein Stipendium der DAAD-Stiftung Gesang an der staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim und will in Zukunft die großen Opernbühnen erobern. Ihr Ziel sei es hier, viel zu lernen und mehr Kontrolle über ihre Stimme zu gewinnen.

1. Wie war es für Dich im Township aufzuwachsen?

Das Aufwachsen im Tembisa war großartig. Wir, also meine beiden Schwestern und mein Bruder hatten eine herzliche und fürsorgliche Gemeinde, die dafür gesorgt hat, dass wir immer sicher vor Verbrechen und Gewalt waren. Ich hatte viele Freunde in meiner Straße, mit denen ich gespielt habe, wenn ich nicht in der Schule war. Wir haben einfach gelebt und wir hatten nicht viel, aber unser Zuhause war lebendig und warm. Und meine Schwestern und ich hatten nicht das Gefühl, dass uns was fehlte.

Opernsängerin Ipeleng Kgatla bei der Probe
Opernsängerin Ipeleng Kgatla bei der Probe

2. Wie bist Du zum Singen gekommen und wie ist dein bisheriger Werdegang?

Ich begann mit 11 Jahren in der Kirche und im Schulchor zu singen. Später bekam ich Musikunterricht an der Highschool im benachbarten Township. Danach studierte ich Gesang an der Tshwane University of Technology, wo ich als erste Rolle die Margarete in Gounods „Faust“ spielte. Mein erstes Engagement war für „Cosi fan tutte“ an der Opéra in Lille in Frankreich. Mit 26 Jahren übernahm ich die Rolle der „La Musica“ in Monteverdis „Orfeo“ in Kapstadt. Und jetzt bin ich seit rund zwei Jahren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim, wo ich dieses Jahr meinen Masterabschluss in Gesang machen will.


Eine Frau zu sein, bedeutet für mich, mitfühlend zu sein und andere Frauen zu ehren.

3. Und was war bisher dein größter Auftritt?

Mein größter Auftritt war 2019 in Suzhou in China. Ich habe beim „iSing International Young Artists Festival“ teilgenommen. Das ist ein internationales Sommerprogramm für junge talentierte Sängerinnen und Sänger. Ich verbrachte mehr als einen Monat in China in sogenannten Meisterklassen, lernte Mandarin, erhielt Einzelunterricht von

Gesangsprofessoren und Trainern aus der ganzen Welt und gab drei große Konzerte in drei verschiedenen Städten mit dem Suzhou-Philharmonieorchester.


4. Was muss man mitbringen, um es zu schaffen?

Ich denke, man sollte viel an sich arbeiten. Und Beharrlichkeit, Mut und Zuversicht mitbringen. Meine ganz persönlichen Stärken würde ich sagen, sind meine Flexibilität, gute Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und Vielseitigkeit.



5. Wie ist das Stipendium in Mannheim zustande gekommen?

Ich habe mich in Mannheim beworben, weil ich mit den dortigen Gesangsdozenten arbeiten wollte. Es war auch eine gute Wahl, weil sie für die Bewerbung dort, keine Deutschkenntnisse verlangt haben. Ich habe mich beworben und wurde genommen, hier zu studieren. Mein Gesangslehrer hat mir dann geholfen, ein Stipendium von der DAAD-Stiftung zu bekommen. Sie hat mich beim Studium in Mannheim unterstützt.


Ich habe Deutsch an der Musikhochschule gelernt.

6. Was hat Dich hier in Deutschland am meisten überrascht und was war schwierig?

Das Wetter. Ich hatte nicht erwartet, dass es sehr warm sein würde. Ich hatte angenommen, dass Europa generell immer kalt ist, aber es war sehr heiß. So heiß wie zu Hause. Und es gefällt mir, dass ich mich hier sicher fühle. Die Kriminalitätsrate ist viel niedriger als in Südafrika. Und ich liebe die Sicherheit, die es mir vermittelt. Ich kann zum Beispiel im Dunkel rausgehen, ohne Angst zu haben, dass was

Schlimmes passiert.

Als ich hier nach Deutschland kam, war es für mich nervenaufreibend, da ich nicht wusste, was mich hier erwarten würde. Was mir in Mannheim anfangs nicht so gut gefallen hat war, dass hier kein Englisch gesprochen wurde. Als ich herkam, sprach ich noch kein Deutsch und da hatte ich viel zu kämpfen.


Inzwischen spreche ich ein bisschen Deutsch und verstehe viel, so dass ich mich mit den Leuten in Mannheim verständigen kann. Ich habe Deutsch an der Musikhochschule gelernt.


7. Vermisst Du Südafrika?

Ja, ich vermisse Südafrika, vor allem meine Familie. Und ich vermisse die die Atmosphäre dort, die von warmen, freundlichen, energiegeladenen und lustigen Menschen erfüllt ist.


8. Wann warst Du das letzte Mal in Südafrika und hast Du jetzt zu Corona-Zeiten Angst um deine Familie?

Ich war letztes Jahr im Februar zu Hause. Ich telefoniere viel mit Video über WhatsApp mit meiner Familie. Ja, ich bin schon beunruhigt wegen der Corona-Krise. Es ist eine globale Krise und ein Heilmittel ist noch nicht gefunden. Ich bin aber auch beunruhigt, weil ich meine Arbeit als Sängerin neben dem Studium vorerst verloren habe.


Ipeleng (mit Hut) mit Mama Sharon, Schwester Moipone und ihren Cousins.
Ipeleng (mit Hut) mit Mama Sharon, Schwester und Cousins.

9. Was bedeutet es für Dich, eine Frau zu sein?

Eine Frau zu sein, bedeutet für mich, mitfühlend zu sein. Es bedeutet außerdem, unterstützend zu sein und andere Frauen zu ehren. Dann auch, Dinge um mich herum in einer Weise zu nähren, zu lieben und für sie zu sorgen, wie es nur Frauen können.


10. Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Meine Pläne für die Zukunft sind, mein Studium mit einem Magisterabschluss zu beenden und danach einen Agenten zu bekommen.


Ich telefoniere viel mit Video über WhatsApp mit meiner Familie.

Ich würde auch gerne an mehr Gesangsprogrammen und internationalen Gesangswettbewerben teilnehmen, um mehr Bühnenerfahrung zu sammeln.

Generell möchte ich langfristig hierbleiben und einen Job bekommen.



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