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Weinexpertin Paula Bosch inspiriert nicht nur mit Spitzenwissen

Paula Bosch war die erste, weibliche Sommeliere in der Sternegastronomie. Ihretwegen hat der Restaurantführer Gault Millau Deutschland, 1988 erstmals den Titel „Sommelier des Jahres“ verliehen.

Die Weinexpertin Paula Bosch erlebt Wein auch nach weit mehr als 30 Jahren Berufserfahrung immer wieder neu. Mit ihrem Wissen revolutionierte die Münchnerin die Gastroszene und empfiehlt auch südafrikanische Weine.

Ihren Wunschberuf musste sich Paula Bosch allerdings hart erarbeiten. Eigentlich wollte sie Kindergärtnerin werden, aber sie hat sich dann für die Gastronomie entschieden.


Wie bist du zu Deinem Beruf gekommen?

Meine Familie hat gerne Wein getrunken und wir sind sehr gastfreundlich. So bin ich von klein auf offen für Freunde und Familie gewesen, bis ich beschlossen habe, dass ich in die Gastro will.

Als Kind habe ich schon süßen Wein aus Tässchen getrunken. Als ich zum ersten Mal nicht süßen Wein gekostet habe, dachte ich, dass er extrem sauer war. Ein Rothschild war eine Katastrophe für mich. Ich blieb aber bei Wein, habe dazu viel gelesen, studiert und schließlich festgestellt, dass es wenig Leute gab, die viel über Wein wissen. Das Wort Sommelier konnte ich anfangs noch gar nicht aussprechen. Das musste ich alles erstmal lernen. Und dann wurde es für mich interessant. Ich stellte fest, dass ich zu Weingütern reisen sollte, um mein Wissen zu erweitern. Seitdem war es um mich geschehen. Ich wollte so viel über Wein lernen und das habe ich auch gemacht und bin einem Club beigetreten, obwohl ich als Frau, als eigenständige Sommeliere damals nicht wirklich akzeptiert wurde.


Ich habe mich in einer Männerdomäne durchgesetzt.

Wie war das Gefühl die erste Sommeliere Deutschlands zu sein?

Das war kein angenehmes Gefühl. Eine Ausbildung für Frauen gab es ja gar nicht, auch kein Wort, dass einen weiblichen Sommelier beschreibt. Frauen als als Weinkellner waren auch nicht erwünscht. Das hat mich alles noch mehr motiviert. Ich habe gesagt: Jetzt erst recht! Ich habe mich in einer Männerdomäne durchgesetzt. Daraufhin habe ich eine Anstellung als Sommeliere bekommen, aber erst ein Jahr später das Angebot angenommen. Der Seniorchef dort hat meine Liebe zum Wein erkannt und gefördert. Darüber bin ich dankbar. Der Gault Millau Deutschland fand die Tatsache, dass ich eine Frau bin klasse und hat deshalb 1988 erstmals den Titel „Sommelier des Jahres“ verliehen.

Viele Kollegen waren natürlich brüskiert. Ich kann ja nichts dafür, dass ich eine Frau bin. Mir macht der Job Spass und ich unterstütze heute jeden jungen Menschen, der diese Arbeit mit Leidenschaft machen will.


Was ist denn wichtig als Sommeliere?

Der Geschmack ist definitiv wichtig. Wenn man bei einem Wein-tasting ist und vor den Gläsern steht, schauen dir alle auf die Lippen. Jeder will was von der Expertin hören. In meinem Urteil war ich immer gerade heraus. Eines Tages lese ich in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung “Ihr Urteil ist sehr gefürchtet”. Wahrscheinlich weil ich immer meine Meinung gesagt habe. Wenn der Wein sehr gut war habe ich es genauso gesagt, wie wenn der Wein schlecht war. Ehrlich. Und ich habe mich nie verbiegen oder für eine Aussage kaufen lassen. Ich bin authentisch, und das hat mir auch sehr viel Respekt eingebracht.


Ist das auch Dein Lebensmotto?

Ja, ich sage immer das, was mir auf dem Herzen liegt.


Wenn es um Südafrika geht, sage ich “Alte Liebe rostet nicht”. Die ersten Weine, die ich dort probiert habe, liebe ich.

Wie bist Du nach Südafrika gekommen?

Anfang der 1990er Jahre fing ich im Münchener Restaurant Tantris an. Da gab es einen riesigen Weinkeller und mein damaliger Chef wollte den aufbauen. Er brauchte mich. Mein Chef hat mich immer auf Wein-Reisen mitgenommen. Doch die erste Chance nach Südafrika zu reisen habe ich 1992/93 abgelenht. Ich habe etwas gewartet und bin dann später alleine gereist. Eine Freundin von mir lebte dann auch in Kapstadt und seitdem bin ich regelmäßig 2x im Jahr hin. Und so habe ich Südafrika richtig gut kennen gelernt.


Was war Dein erster Eindruck von Südafrika?

Ich war von der Schönheit des Landes überrascht. Damals, 1998 gab es ja nicht überall Internet und Smartphones wie heute. Ich wusste nicht, wie schön es tatsächlich in Kapstadt ist.

Der Tafelberg und die Strände haben es mir angetan. Wenn ich heute einen Film über Südafrika sehe, dann bin ich immer hin und weg. Auch die Menschen und ihre Lebensfreunde berühren mich. Die Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben der Menschen ist so beispielhaft.



Können wir uns was von den Südafrikanern abgucken?

Ja klar, Zufriedenheit, Dankbarkeit. Und gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, das Zusammengehörigkeitsgefühl. Sicher hat das Land auch Probleme, aber leider erreichen uns in der internationalen Presse sehr selten die positiven Dinge des Landes, die es ja durchaus auch gibt.


Wenn dir ein Wein schmeckt, dann ist er gut.

Was ist denn Dein südafrikanischer Lieblingswein?

Oh, ich habe eigentich keinen Lieblingswein. Ich habe so viele schon probiert, aber wieviele kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich bin seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und probiere täglich etwa 50 Weine, das kann man ja ungefähr hochrechnen. Aber wenn es um Südafrika geht, sage ich “Alte Liebe rostet nicht”. Die ersten Weine, die ich dort probiert habe, liebe ich.


Und welche sind das?

Sehr gerne mag ich den Sauvignon Blanc Life from Stone von der Springfield Weinfarm aus Roberston. Die habe ich bei meiner ersten Reise besucht. Und dann liebe ich den Columella von der Sadie-Familie. Das ist der König für mich. Der Columella gibt mir das Gefühl, was Südafrika ausmacht. Das kann man nicht kopieren. Dieser Wein ist für mich die Ikone Südafrikas.


Der Columella gibt mir das Gefühl, was Südafrika ausmacht.

Was macht eigentlich einen guten Wein aus? Muss man wissen wie man den Rebstock pflegt?

Erstmal braucht man einwandfreies genetisches Material. Die DNA eines Rebstockes ist das A und O. Die Leistungsfähigkeit lässt bei alten Rebstöcken zwar nach, aber der Geschmack ist intensiv. In der Traube liegt die Konzentration. d.h. der Geschmack.

Wie genau können wir uns Weinmachen vorstellen?

Wein herstellen ist wie kochen. Wenn drei Köche das gleiche Rezept haben, kommen doch drei ähnliche Gerichte, aber dennoch mit verschiedenen Geschmäckern raus, je nachdem welche Qualität die Zutaten haben und wie das Gericht zubereitet wird. Ein Sternekoch bereitet das Essen anders zu als ein Hobbykoch. Und so ist das auch beim Wein. Liebe zum Detail, Bauchgefühl gehören auch dazu. Aber letztendlich ist ein guter Wein individuell. Wenn er dir schmeckt, dann ist er gut.


Wie erklärst Du dann einen guten Wein, wenn es um Geschmack geht?

Wenn ich einen guten Wein erkläre, dann sage ich warum er mir gut schmeckt, etwa: Der schmeckt mir am besten, weil die Aromen und Tannine ausgeglichen sind. Ein Wein kann 10 oder 100 Euro kosten. Das heißt nicht, dass teuere Weine unbedingt besser sind.

Kannst Du einen südafrikanischen Wein erschmecken?

Alle wahrscheinlich nicht. Aber ich erkenne französische Rebstöcke auf südafrikanischem Boden. Diese Weine haben eine hohe Konzentration im Geschmack.

Und natürlich erkenne ich einen Pinotage und einen roten Cuvee von Sadie. Das sind südafrikanische Weine pur. Aber einen Cabernet Sauvignon kann man nur schwer erkennen.


Was muss man in Kapstadt erleben und was kann man sich sparen?

Man muss auf dem Tafelberg gewesen sein, am besten hochlaufen. Mich begeistert auch Kirstenbosch, das ist ein Paradies. Auch Simonstown und Cape Point sind was ganz besonderes. Die Museen in Kapstadt sind gut, das Zeitz MOCAA z.B. ist der Wahnsinn. Woodstock finde ich fantastisch, zum Bummeln. Und natürlich muss man auf einem Weingut gewesen sein, egal auf welchem. Ich bin jahrelang auf Tokara gewesen und habe dort einen Aperitif genossen und den Ausblick genossen. Das ist unbeschreiblich schön.


Wie fühlt es sich als Weinexpertin an, während der Corona-Pandemie nicht nach Kapstadt reisen zu können ?

Kapstadt war dieses Jahr geplant, aber das hat nicht hingehauen, da Corona alles auf den Kopf gestellt hat. Da ich eine sehr vorsichtige Person bin, habe ich meine Reise auf kommendes Jahr verschoben.

Hat Dich die Corona-Krise auch in Deiner Arbeit beeinflusst?

Ich bin ja Weinberaterin, komme zu den Leuten und gestalte Weinproben. Ich mache das im kleinen und im großen Rahmen. Das gibt es jetzt nicht mehr. Meine Arbeit lebt von Events. Und das schlimme ist ja die Distanz, da kommt doch keine Stimmung auf.


Vielleicht gibt es aber von Paula Bosch bald was ganz neues? Etwas, was wir noch nie gesehen haben?

Ja, das kann sein. Ich bin online beratend tätig. Ich möchte Menschen Wünsche erfüllen. Und ich arbeite an neuen Konzepten, da ich gerne die erste in einer Sache bin.


Heißer Tipp: Du hast Lust auf ein Weinerlebnis? Weinexpertin Paula Bosch berät Gastronomen, betreut Weinreisen und inspiriert viele auf Geburtstabe, Hochzeiten oder auch auf kleinen privaten Feiern. Sie sagt: “Ich komme zu dir nach Hause, mache den Keller rund, suche das Perfekte für das selbst gekochte Menü aus. Ich bin die rechte Hand bei allem, was du über Wein wissen willst.

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