10 Jahre nach der Weltmeisterschaft: Was ist aus den Stadien geworden?
Zur Fußball-WM 2010 blickte die ganze Welt nach Südafrika. Es war das erste afrikanische Land, dass eine Fußballmeisterschaft austrug. Die 64 Spiele der 32 internationalen Mannschaften fanden vom 11. Juni bis 11. Juli in den neun Städte - Kapstadt, Pretoria, Johannesburg, Durban, Port Elisabeth, Bloemfontein, Polokwane, Nelspruit und Rustenburg statt. Die WM gewann Spanien gegen die Niederlande. Deutschland wurde Dritter. Für das Turnier mussten sechs bestehende Stadien renoviert und vier komplett neu gebaut werden. Der Neubau des „Green-Point-Stadions“ in Kapstadt hat rund 280 Millionen Euro, der des „Nelson-Mandela-Bay-Stadions“ in Port Elisabeth etwa 120 Millionen Euro, der des „Moses Mabhida-Stadions“ in Durban circa 150 Millionen Euro und der des „Peter Mokaba-Stadions“ in Polokwane rund 75 Millionen gekostet. Heute, zehn Jahre später, werden manche Stadien kaum genutzt. Wenn Sportveranstaltung in den Stadien stattfinden, sind es eher Rugbyspiele als Fußball-Turniere.
Positive Effekte der WM
Hohe Kosten für die Stadien, aber nachhaltige Effekte für die Zukunft des Landes. Das Großevent bescherte Kapstadt und ganz Südafrika den positiven Aspekt, viele Touristen ins Land zu locken, die das Land als Urlaubsziel vorher gar nicht kannten. Schätzungen zufolge kamen 300.000 Gäste zur WM nach Südafrika und 90 % der Erstbesucher entschieden sich danach, aufgrund des Klimas, der vielfältigen Landschaften und der gastfreundschaftlichen Atmosphäre wiederzukommen. Die Einnahmen betrugen circa 2,4 Milliarden Euro. Durch die gute Stimmung und den positiven Verlauf gewann Südafrika an Ansehen und die Unsicherheit bezüglich der Sicherheit im Land sank. Für die WM wurden eigens neue Strecken im öffentlichen Verkehrsnetz angelegt, um es attraktiver zu machen. In Kapstadt entstand das MyCiTi-Bus-System. Zwar war man 2010 nicht fertig mit dem Komplettausbau, aber die Verbindung zwischen Flughafen und dem Civic Center (Nähe Innenstadt) stand. In Johannesburg wurde die Gautrain-Bahn eingeführt. Auch hier funktionierte wenige Tage vor der WM erstmal nur die Verbindung zwischen Flughafen und Innenstadt.
Kapstadts Hingucker-Stadion am Green-Point
Fußball wird im „Cape Town Stadium“, dass zwischen dem Atlantischen Ozean und Tafelberg liegt, inzwischen kaum noch gespielt. Stattdessen eher Rugby oder Tennis. Am 7. Februar wurde in der Arena am Green-Point das Benefiz-Tennisspiel zwischen dem 20-fache Grand-Slam-Sieger Roger Federer und seinem langjährigen Rivalen und 19-fachen Grand-Slam-Einzelmeister Rafael Nadal ausgetragen. Das Turnier fand zugunsten der Roger Federer Foundation statt, die Jugendliche beim frühen Lernen in afrikanischen Staaten, auch Südafrika unterstützt. Das Stadion, das im Dezember 2019 eröffnet, war mit 52.000 Zuschauern an diesem Tag fast ausverkauft, denn die Arena fasst rund 55.000 Besucher.
Das vorherige Green-Point-Stadion“, was eher eine Mehrzweckhalle war, bot nur 18.000 Sitzplätze. Heutzutage finden in dem Stadion, neben Tennisspielen, auch Rugby-Spiele statt. Ein größeres Turnier ist das „Cape Town Sevens.“ Das Event fand im Dezember 2019 statt. Ansonsten gibt es hier Konzerte, wie das von Ed Sheeran 2019. Das Stadion kann auch für private Veranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstage gemietet werden. Zweimal in der Woche werden Touren durch die Arena für R45 (umgerechnet 3 Euro) pro Person angeboten. Doch trotz einiger Highlights im Jahr, decken die Ausgaben bei Weitem nicht die Instandhaltungskosten. Ein Fakt am Rande: Die deutsche Mannschaft hat in diesem Stadion im Viertelfinale gegen Argentinien gespielt und haushoch 4:0 gewonnen. Das Endspiel der Fußball-WM fand allerdings nicht hier, sondern im FNB Stadion in Johannesburg statt.
Andere Fußballstadien der WM heute
Die Stadien so zu füllen wie zur Fußball-Weltmeisterschaft ist nahezu in allen Städten unmöglich. Fast alle, bis auf das in Johannesburg, machen Verluste. Die Instandhaltungskosten jährlich sind weitaus höher als die Einnahmen mit Sport- oder Musikveranstaltungen. Einige haben sich daher etwas einfallen lassen: Im „Moses Mabhida-Stadium“ in Durban können Touristen mit der Sky-Bahn zur Aussichtsplattform fahren und dort ein Art Adventure-Walk, sowie einen Big-Swing machen. Im „Nelson-Bay-Stadion“ in Port Elisabeth finden regelmäßig Sportveranstaltungen, Ausstellungen, Festivals und private Feiern wie Hochzeiten und Firmenevents statt. Das Musik-Duo Roxette und der amerikanische Soulsänger Lionel Richie sind 2016 hier aufgetreten, und auch hier können Touristen Stadion-Touren buchen.
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