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AutorenbildIda Katnic

Eine kulinarische Reise durch Afrika in Kapstadt

Kapstadt ist ein Melting Pot kulinarischer Köstlichkeiten und dafür weltweit bekannt. Selbst in kleinsten versteckten Gässchen und Höfen bieten Köche aus anderen Teilen der Welt ihre Gerichte an. Diese Kapstädter Food-Storytelling-Tour verführt mit afrikanischen Spezialitäten.


Als der Frankfurter Dennis Molewa nach Kapstadt kam, suchte er in der Hafenstadt nach authentischer südafrikanischer Küche und fand sie nicht an Hot Spots wie der V&A Waterfront oder in Camps Bay, sondern in kleinen und verborgenen Restaurants in unscheinbaren Hinterhöfen und kaputten Hochhäusern. Dort, wo man sie eigentlich nicht vermuten würde. Aus Johannesburg kannte er traditionelles südafrikanisches Essen, wie etwa Boerewors, Potjiekos, Vetkoek oder Sosaties. All das wurde dort unter anderem an der „Park Station“, dem Hauptbusbahnhof, verkauft.

In Kapstadt hat der 37-Jährige Köchinnen und Köche getroffen, die aus frischen Zutaten, Gerichte aus ihrer Heimat wie Somalia, Mali und Äthiopien zauberten. Einige sind vor Jahren als Flüchtlinge in die Stadt gekommen. Manche waren überrascht, einen Weißen hier anzutreffen. Nach längeren Gesprächen war das Eis gebrochen und inzwischen ist der Deutsche sogar mit einigen von ihnen befreundet.


Khofi & Dennis, die Tourguides der Food-Storytelling-Tour. Foto: Yann Macherez
Khofi & Dennis, die Tourguides der Food-Storytelling-Tour. Foto: Yann Macherez

Kulinarische Entdeckungsreise durch die Küchen Afrikas

Diese Erfahrung, die er selbst gemacht hat, veranlasste Dennis Molewa dann dazu, im Jahr 2018, zusammen mit Khofi, einem Freund, sogenannte „African Food & Storytelling Touren“ im Zentrum Kapstadts anzubieten. „Wir wollen den Besuchern zeigen, dass es weitaus mehr gibt, als nur die eine südafrikanische Küche“, sagt Dennis.

Es ist eine kulinarische Tour durch die Küchen Afrikas. Sie beginnt mit der Geschichte somalischer und äthiopischer Küche, sowie Tee und Kaffee-Zeremonien und führt dann nach Tansania bis zum Senegal und Mali. Sie ist also eine kulinarische Reise von Ost- nach Westafrika und endet in „Fatima's Restaurant“, wo man einen Mix aus verschiedenen Regionen Afrikas probieren kann. Und es ist ein Ort der Einigkeit, wo Immigranten aus allen Ecken Afrikas zusammenkommen.


„Somalia ist das einzige afrikanische Land, in dem man Spagetti mit den Händen isst"

Ein besonderes Highlight der Tour ist die somalische Tradition.

„Somalia ist das einzige afrikanische Land, in dem man Spagetti mit den Händen isst und wenn wir in einem der der Somalischen Restaurants Halt machen, probieren das unsere Gäste auch aus“, erzählt Dennis. Der Besitzer in diesem Restaurant heißt Ahmed. Wie auch sein Laden, gebe es viele kleine versteckte Gastrobetriebe, die keinen offiziellen Namen hätten. Und das macht de Tour aufregend.

Ausprobieren, Zusammenkommen, Kaffee trinken und genießen. Foto: Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)


Delikatessen, Kultur und Verbundenheit

Bei der rund dreistündigen Tour durch die Innenstadt, vorbei am alten Sklavenmarkt und am Green Market Square, geht es nicht nur ums Essen, sondern auch die Heimat des Kochs und die dortige Zubereitungs- und Esskultur. Bei den Touren werden auch Geschichten anderer Menschen, die als Flüchtlinge hergekommen sind erzählt, wie die des Schneiders Ibrahim. Er stammt aus dem Senegal und fertigt maßgeschneiderte Kleidung an. Sein Geschäft liegt in der Nähe des Green Market Square.


Traditionelle afrikanische Kaffeekulturen und Zeremonien

„Manche Gäste staunen und sind überrascht, wenn sie zum ersten Mal an einer traditionellen Kaffee-Zeremonie wie in „Khadim´s Coffee Shop“ teilnehmen und den Café Touba probieren“, erzählt Dennis. Er werde zwar wie in Deutschland der Filter-Kaffee zubereitet, aber statt eines Filters benutze man ein Baumwolltuch. Der Kaffee müsse außerdem einen ganzen Tag vorher stehen, bevor man ihn trinke. Er werde traditionell auch ohne Milch genossen.

Kaffee trinken und genießen. Foto: Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)


Anders ist es in Äthiopien. Hier werde bei der Kaffee-Zeremonie Weichrauch verbrannt und Popcorn gegessen. "Die Zeremonie sei in der äthiopischen Kultur sehr wichtig und gehört dort zum Alltag. Sie wird hier feierlich begangen“, erzählt Dennis. Die Zubereitung sei wie in der Türkei oder dem Libanon. Es sei quasi „Turkish Coffee“.

„Durch diese besondere Zubereitung schmeckt der Kaffee in jedem Land ein bisschen anders“, erzählt Dennis, der selbst in der Gastronomie – im Service und als Koch gearbeitet und auch eine Ausbildung zum Barista absolviert hat.

Khofi beim Singen Foto: Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)
Khofi beim Singen Foto: Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)

Bei der Zeremonie holt Khofi gerne mal seine Gitarre raus, singt und macht mit den Teilnehmern eine kleine Musiksession.


Dankbarkeit der Köche

Nicht nur Khadim ist dankbar, dass sich auch mal Touristen in sein Café verirren, und auch Köche aus anderen Restaurants wie „Fatima´s Restaurant“ oder der vom „Meeting Point“ in der Strand Street. Hier können die Gäste Essen aus Tansania probieren. Durch die Touren hätten sie eine neue Kundschaft bekommen. Anfänglich, erzählt Dennis, habe ein gewisses Misstrauen vorgeherrscht, man wolle sie vermarkten und mit ihnen nur Geld machen. Aber das Konzept, es mit der Tradition ihres jeweiligen Heimatlandes zu verbinden sowie mit ihrer persönlichen Geschichte, wie sie Teil der Stadt wurden, habe sie vom Gegenteil überzeugt und ihre Meinung geändert.


Die Queen of African Food

Eine Location ist Dennis dabei vor allem ans Herz gewachsen. „Mit der Köchin Fatima bin ich ganz schnell ins Gespräch gekommen. Die 40-jährige Mutter von fünf Kinder wird von den Leuten auch „Queen of African Food“ genannt. Sie stammt ursprünglich aus Mali. Ihre Schwester und ihre Kinder, von denen das älteste so 16 Jahre alt ist, arbeiten im Restaurant mit. Letztes Jahr sei ihr Mann gestorben und so musste die ganze Familie noch enger zusammenrücken. Alles ist hier sehr familiär“, erzählt Dennis. Ihre westafrikanische Küche habe ihn auf Anhieb begeistert. Er komme sehr gerne auch privat zum Essen her, gibt der gebürtige Hesse zu. Manchmal sogar mehrfach in der Woche. Am besten schmecke ihm ihr klebriger Reis, die Erdnuss-Sosse und ihr traditioneller südafrikanischer Rindereintopf.

„Egal, wann Du kommst, die Qualität ist bei Fatima immer gleich gut“, erzählt er.


Fatima, die Queen of African Food. Foto: Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)

Ihm sei aufgefallen, erzählt der Deutsche, dass viele, gerade kleine Restaurants häufig umziehen müssten, da sie sich die Ladenmieten in der Kapstädter Innenstadt nicht mehr leisten können. Und so sei es inzwischen zur Normalität geworden, dass ein Laden häufiger den Standort wechselt. Das Essen sei für die Menschen in ganz Afrika – egal, ob Südafrika oder Westafrika, etwas Besonderes. Man komme mit der Familie zusammen, esse gemeinsam und unterhalte sich, während man das Essen genieße, dass von Generation zu Generation überliefert wurde.


Die Küchen Afrikas in Kapstadt erleben

Die Teilnehmer seiner Touren, erzählt Dennis, seien nicht die typischen Abenteuer-Urlauber, sondern eher die ganzen normalen Touristen. Sie kämen von überall her, ob aus den USA, Asien, aber auch Deutschland und deutschsprachigen Ländern wie Österreich und der Schweiz. Welche, die sich sagen, dass sie mal was Neues ausprobieren möchten und die Tour aus Neugier buchen. Am Ende seien sie überrascht, dass die Stadt aus einem anderen Blickwinkel kennen gelernt haben.

Afrikanische Köstlichkeiten machen mehr Freude, wenn man zusammen teilt. Foto; Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)
Afrikanische Köstlichkeiten machen mehr Freude, wenn man zusammen teilt. Foto; Oliver Petrie & Yann Macherez (Momentum Productions)

Dennis und sein Freund Khofi machen die Touren bei größeren Gruppen von zehn Personen, was auch die Maximalzahl an Teilnehmer ist, gemeinsam. Sind es weniger, übernimmt mal Dennis und mal Khofi alleine die Tour. Vorab muss alles ganz genau organisiert werden, damit dass Essen pünktlich fertig ist oder falls Vegetarier dabei sind, auch eine Alternativen anbieten zu können. Die Beiden planen zwei weitere Touren ins Programm zu nehmen, durch Salt River und durch Bellville.


Heißer Tipp: Du willst Afrikas kulinarisch kennenlernen und dich mit den Köchen austauschen? Dann ist die „African Food & Storytelling Tour“ genau richtig. Am besten kommst man mit leerem Magen, denn es gibt viel zu essen.

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