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Kunst in Kapstadt: Haaniem's aufstrebende Street-Art-Kunst

Mit der Straßenmalerei setzt sich die Kapstädterin in einer noch von Männern dominierten Branche durch und drückt ihre Kreativität aus.


„Die Malerei ist ein kreatives Ventil und eine Form des Selbstausdrucks“, sagt Haaniem Davids. Sie ist eine der wenigen Frauen in der wachsenden Street-Art-Szene in Salt River, die immer noch stark männlich dominiert ist. Dennoch hat sie sich hier durchgesetzt und mit ihrer Kunst ein berufliches Standbein neben ihrem Eventmanagement-Studium an der Universität in Kapstadt aufgebaut. Die 20-Jährige, die auch in Kapstadt geboren und aufgewachsen ist, malt seitdem sie acht Jahre alt ist. Ihre Begeisterung war schon immer so groß, dass sie später auch an der High-School fünf Jahre lang Bildende Kunst als Schulfach belegt hat. Sie ist in einem der südlichen Vororte Kapstadts beheimatet und hat islamische Wurzeln, auf die sie stolz ist. Daher trägt sie auch aus Überzeugung ihr Kopftuch.


Was bedeutet das Malen für Dich und wie malst Du?

Ich habe die Kunst schon als Kind geliebt. Als ich in die High-School kam, entschied ich mich, Bildende Kunst als Hauptfach zu belegen. Das habe ich fünf Jahre durchgezogen. Meine Freunde und Eltern haben mich bei meiner Begeisterung für die Kunst immer unterstützt.

Streetartkünstlerin Haaniem Davids aus Kapstadt
Streetartkünstlerin Haaniem Davids aus Kapstadt

Die meisten Straßenkünstler bevorzugen die Verwendung von Sprühdosen, aber ich fühle mich mit Pinsel und Farbe am wohlsten. Ich fange gerne damit an, meinen Hintergrund zu malen. Dann zeichne ich die detaillierten Elemente ein, bevor ich sie ausmale. Und es ist ganz unterschiedlich, wie lange ich an einem Bild male. Es kommt dabei ganz auf die Größe der Wand und den Detailgrad des Bildes an.

Von was lässt Du Dich inspirieren?

Ich versuche, mich von allem um mich herum, inspirieren zu lassen, von meinen Freunden, meiner Familie, dem aktuellen Zeitgeschehen, anderen Künstlern und Animationen.


Dann versuche ich, Lehren und Überzeugungen aus meiner Religion, dem Islam, miteinzubeziehen. Generell glaube ich, dass die Inspiration von überall und jedem kommen kann.

Es gibt viele muslimische Künstler überall auf der Welt. Sie benutzen alle Arten von Medien, um ihre Kunstwerke zu schaffen, ob Fotografie oder Malerei.

Hast Du Vorbilder?

Ich habe keine speziellen Vorbilder, aber ich versuche immer, von anderen Künstlern zu lernen, die mehr Erfahrung haben als ich. Beim Street-Art-Festival in diesem Jahr, an dem ich selbst teilgenommen habe, haben mich einige Künstler wie Jennifer Erny aus Brasilien, Vivasage und Sonny aus Südafrika mit ihrer Art zu malen, beeindruckt. Es sind unglaubliche Künstler.

Wo malst Du und hast Du bestimmte Motive?

Ich mache sowohl traditionelle Kunst, also auf Papier und Leinwand, als auch Street-Art auf Hauswände. Und ich habe kein bestimmtes Motiv, dass ich am liebsten male.


Ich gelte noch als aufstrebende Straßenkünstlerin und bin noch dabei, selbst herauszufinden, welche Art von Straßenkunst ich gerne machen will.

Ich genieße es immer wieder, meine Kreativität und Fähigkeiten herauszufordern und zu erweitern.


Kannst Du von deiner Kunst leben? Woher kommen die Aufträge?

Ich arbeite auf Auftragsbasis, so dass das Gehalt schwankt. Es ist gut, dass ich mir damit was dazuverdienen kann. Ich warte auf die Wand, die mir für den nächsten Auftrag zur Verfügung gestellt wird. Das war bisher immer hier in Salt River.

Meine bisherigen Auftraggeber sind keine großen Marken wie Nike oder Adidas, sondern Gemeinschaftsgärten und Einzelpersonen.


Glaubst Du, dass die Street-Art-Szene in Südafrika wächst und dass es

hier mehr Männer als Frauen gibt? Die Street-Art-Szene in Südafrika wächst auf jeden Fall. Es gibt immer mehr Leute, Marken und Firmen, die ihr Eigentum mit dieser Art von Kunst verschönern lassen.

Ich selbst bin noch nicht so lange in der Street-Art-Szene, aber aus meiner begrenz-ten Erfahrung heraus, sind mir mehr Männer als Frauen über den Weg gelaufen.


Eine Frau zu sein, bedeutet, dass ich, obwohl die Gesellschaft große Schritte in Richtung Gleichberechtigung gemacht hat, immer noch kämpfen muss, weil ich eine Frau bin.

Ich glaube, dass Frauen mehr gefördert werden sollten. Ich habe einige erstaun-liche Arbeiten gesehen, die von super talentierten Künstlerinnen waren.

Kennst Du das International Public Arts Festival (IPAF) in Salt River?

Ja, dass kenne ich. Ich war Teil des diesjährigen Festivals und ich habe es absolut geliebt. Ich hatte die Gelegenheit, an der Seite einiger sehr talentierter Künstler aus der ganzen Welt zu malen und einen Beitrag zu einer wunderbaren Gemeinschaft zu leisten.


Ich hoffte, dass die Veranschaulichung der Folgen unseres Handelns an einem öffentlichen Ort die Passanten anregen wird, stärker über ihr unbedachtes Verhalten nachzudenken.

Du hast auf dem Festival ein Bild mit einem Wal und einer Schildkröte gemalt. Wieso und welche Bedeutung hat das?

Das diesjährige Thema des International Public Arts Festival war „Nachhaltigkeit". Jeder Künstler musste darstellen, was es für ihn bedeutet. Ich habe mich entschieden, mich auf die Verschmutzung der Meere zu konzentrieren und darauf, wie sich unser nicht nachhaltiges Leben letztendlich darauf auswirkt. Es führt zum Beispiel zum Aussterben von Meereslebewesen. Ich habe den Wal, die Schildkröte und die Korallenriff-Fische als Motive gewählt, weil sie selbst und auch ihre Lebensräume gefährdet sind. Mir wurde klar, dass wir zwar wissen, wie sich unsere nicht nachhaltigen Praktiken auf das Leben im Meer auswirken, aber weil wir es nicht regelmäßig vor uns sehen, denken wir nicht darüber nach. Ich hoffte, dass die Veranschaulichung der Folgen unseres Handelns an einem öffentlichen Ort die Passanten anregen wird, stärker über ihr unbedachtes Verhalten nachzudenken.


Was für ein Stadtteil ist Salt River von den Menschen und von der Kunst gesehen?

Salt River ist eine sehr einladende und engmaschige Gemeinschaft. Es fühlt sich an, als ob jeder, jeden kennt. Er ist auch einer der zentralen Vororte. Von Salt River aus, kann man schnell in die Innenstadt und andere Vororte kommen. Das macht den Stadtteil auch für Unternehmen und Baugesellschaften so attraktiv. Zusammen mit Woodstock, dem Stadtteil, der direkt daneben liegt, ist es ein aufstrebender Bezirk für die Straßenkunst.


Was war der beste Ratschlag, den Du jemals bekommen hast?

Versuche es immer, denn Du weißt nicht, wohin es Dich führen könnte.


Eine Frau zu sein, bedeutet für mich…. Kannst Du den Satz vervollständigen?

Eine Frau zu sein, bedeutet, dass ich, obwohl die Gesellschaft große Schritte in Richtung Gleichberechtigung gemacht hat, immer noch kämpfen muss, weil ich eine Frau bin. Aber es zeigt wiederum auch, dass ich als Frau stark und belastbar bin.


Welchen Rat würdest Du anderen Frauen geben, um innere Stärke zu gewinnen oder ihr eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich würde allen raten, klein anzufangen und darauf aufzubauen. Es gibt keine Eile, denn Erfolg und Selbstvertrauen brauchen Zeit.


Was sind deine Pläne für die Zukunft? Ich plane mein Studium zu beenden und meine Karriere und meinen Ruf als Künstlerin weiter aufzubauen. Und ich hoffe, dass ich eines Tages die Möglichkeit habe, ins Ausland zu reisen, um dort zu malen. Ich würde gerne nach Italien, da es nicht nur ein ästhetisch schöner Ort ist, sondern ich dort die Kunst und Kultur der Region bewundern kann.


Heißer Tipp: Tauche in die Kunst und Kultur Südafrikas ein und besuche 13x Museen in Kapstadt.

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